26.1.2023: KI im Gespräch: Was ist digitaler Kapitalismus und was macht er mit uns? (mit Dr. Sarrah Kassem und Dr. Thilo Hagendorff)

Als Kund:innen im digitalen Raum verschenken wir nicht nur Informationen über uns, sondern hinterlassen auch Spuren. Diese Spuren unserer digitalen und analogen Aktivitäten (Metadaten) erlauben KI-gestützten Systemen großer Unternehmen Rückschlüsse über unsere Vorlieben, Gewohnheiten und psychologischen Muster. Ggfs können sogar Verhaltensweisen vorhergesagt und beeinflusst werden. Nur ein Beispiel ist die Schaltfläche „andere User kauften auch…“. Scheinbar unverfängliche Informationen wie Likes, Online-Zeiten, Standorte und andere Aktivitätsmuster können aber auch genutzt werden, um politische Ansichten, sexuelle Orientierung und eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen einzuschätzen. Insbesondere durch den Einsatz von solcher KI-basierter Mustererkennungen für die Optimierung von Geschäftsmodellen zeichnet sich der digitale Kapitalismus aus. Im Gespräch diskutieren wir die Strukturmerkmale, Chancen und Risiken dieses Phänomens.

Sarrah Kassem hat zum Thema Entfremdung und Agency in der Platform Economy (vor allem Amazon) promoviert und ist seit Juni 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Politik und Wirtschaft/Politische Ökonomie am Institut für Politikwissenschaften der Universität Tübingen tätig. Ihre derzeitigen Forschungsinteressen bestehen in Fragen der Arbeitsverhältnisse, Arbeitsbedingungen, der Selbstorganisation von Arbeiter(nehmer)Innen und den intersektionalen Dimensionen der ArbeiterInnenbewegung.

Thilo Hagendorff ist Experte für angewandte Ethik, insbesondere Technik- und KI-Ethik. Er ist Autor mehrerer Bücher, assoziiertes Mitglied des Exzellenzclusters "Machine Learning: New Perspectives for Science" an der Universität Tübingen. Seine wichtigsten Arbeiten sind betreffen den Bereich der KI-Ethik, die Schnittstelle zwischen maschinellem Lernen und Kognitionswissenschaft, die Moralpsychologie sowie Mensch-Tier-Studien.

Die Grundidee der Reihe „KI im Gespräch“ ist es, jeweils eine KI-Forscher:in mit einer geistes- oder sozialwissenschaftlichen Forscher:in in einen moderierten Austausch zu bringen und in entspannter Atmosphäre möglichst viele Fragen der anwesenden bis zu 25 Studierenden verschiedenster Fachrichtungen aufzugreifen. Dazu gibt es Getränke und Fingerfood und im Anschluss genügend Zeit für Diskussionen.