25.05.2023: KI und vulnerable Gruppen - dual use von Technik in Migration, Flucht und Vertreibung

2018 veranstaltete die Regierung des Vatikan gemeinsam mit Microsoft und Google einen Hackathon, um Lösungen für Menschheitsprobleme wie Klimawandel und Armut zu entwickeln. Die Kriterien in diesem Wettbewerb waren vorwiegend technischer Natur und soziale Problemursachen wurden deshalb unzureichend reflektiert. Das ist kein Einzelfall. Kritik wird laut, dass durch den zunehmenden Einfluss von Digitalkonzernen bei humanitären Aufgaben, unternehmerische Praktiken adaptiert und die eigentliche Problem- und Betroffenenebene vernachlässigt würden. Der wichtige humanitäre Ansatz „do no harm“ scheint im Widerspruch zu einer disruptiven Start-Up Mentalität zu stehen. Auch ganz grundsätzlich spielen Privatheitsaspekte von marginalisierten und vulnerablen Gruppen eine zentrale Rolle, um negative Aspekte von KI anzugehen. Riskante und experimentierfreudige Technologievorstöße können insbesondere für vulnerable und marginalisierte Gruppen folgenschwere Konsequenzen haben.. Ein Szenario ist beispielsweise, dass KI-Spracherkennungssoftware eingesetzt wird, um in Asylverfahren auf die Herkunft von Geflüchteten zu schließen. Die europäische Grenzschutzkontrolle Frontex setzt in der Mittelmeer-Überwachung vermehrt teil-autonome Drohnen ein, um so der Pflicht zur Seenotrettung per Boot aus dem Weg zu gehen. Andererseits können intelligente Systeme beim Dolmetschen und der Logistik von Hilfeleistungen unterstützen. Verstellt uns die Hoffnung auf Rettung durch Technik den Blick auf die Realität? Die Chancen und Gefahren von KI für vulnerable Gruppen möchten wir mit unseren beiden Gästen diskutieren.

Martin Rubin leitet seit 2017 den Standort von ArrivalAid Stuttgart, eine gemeinnützige Organisation, in der Bürger:innen im Ehrenamt Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund beim Ankommen in Deutschland unterstützen. Vor seiner Tätigkeit bei ArrivalAid arbeitete Martin Rubin 20 Jahre lang als Manager in der IT-Branche.

Andreas Baur ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Uni Tübingen. In Forschungsprojekten des Ethikzentrums beschäftigte er sich u.a. mit smart security, technischen Lösungen im Katastrophenschutz und Fragen zu Privatheit in Infrastrukturen sowie feministischem Datenschutz.

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